Historischer Chiemgau

Kurzgeschichten

Hinrichtungen in Traunstein von 1601 bis 1798

Von 1601 bis 1798 wurden 70 Personen hingerichtet; 58 wurden geköpft, darunter 19 Frauen, 9 gehängt, 1 erschossen, 1 erdrosselt und 1 gerädert. Die meißten Hinrichtungen fielen von 1712 bis 1749 vor, nämlich 43 in 37 Jahren. Bei jeden Gang zur Richtstätte,läutete man das Zügenglöcklein. Die Hinrichtungen mit dem Strange wurden ander Galgenleite vorgenommen, die an der rechten Seite der Salzburgerstraße liegt. Die mit dem Schwert fanden auf der Brunnwiese in der Nähe der Mittermühle statt. Selbstmörder wurden vom Scharfrichter in einem abgelegenen Moos begraben.

1617 begieng der Bräuer Wolfgang Hörl „bezechter Weise“ einen Totschlag. Man wandte sich an die Juristen der Universtät Ingolstadt, die folgendes Urteil fällten: Hörl soll nach einen weit entlegenen Ort im Ausland für den Getöteten eine Wallfahrt machen, sich ein Zeugnis geben lassen und dann für 5 Jahre das Vaterland nicht mehr betreten. Der Scharfrichter musste ihn bis an die Landesgrenze führen.

1629 wurde der Kirchenräuber Georg Wallner an einer Säule erdrosselt und dessen Leichnam mit 4 Klaster Holz und 20 Schab Stroh verbrannt. Schaufel und Haue zum Begraben der Asche wurde neu angeschafft, weil sie niemand herleihen wollte.

1650 wurden in Grabenstätt 4 Räuber fest gegriffen, die im Markt Schwaben hingerichtet wurden.

Unter den Traunsteiner Hinrichtungen befanden sich auch einige Traunsteiner selbst:

1676; Jakob Reiserer aus Traunstein, Tagelöhner, wurde geköpft, weil er öfters Vieh von den Feldern weg auf den Trostberger Markt getrieben hatte

Anton Hecher, Schneider, wurde 1695 geköpft

Elisabeth Huber, Tagelöhnerstochter, wurde 1718 geköpft weil sie ihr Kind im Mühlbach ertränkt hatte

Der König bei den Sängern

Als großes Ereignis fand die Gründung des Chiemgau-Sängervereins am 24. Aug. 1863 seine Würdigung.

Dazu kam König Ludwig mit seinem Sohn Otto, König von Griechenland und seiner Tocher Hildegard, der Erzherzogin von Österreich.

180 Sänger waren zusammengekommen, bis von Burghausen, Wasserburg, Rosenheim – nur Laufen-Oberndorf war weggeblieben – um auf dem Festplatz beim Schrödlkeller in Anwesenheit der königlichen Gäste zu singen.

Tags darauf ging es per Bahn zum Chiemsee und auf die Herreninsel.

Napoleon und der Chiemgau

Mit 33 000 Mann war Bayern an der Seite Napoleons 1812 in den Krieg gegen Russland gezogen, nur 3000 kehrten zurück. Die Heimkehrenden Soldaten waren gezeichnet von den Erlebten. Zu Ihnen gehörte der Pallinger Jakob Wimmer aus Katzwalchen hat am Russlandfeldzug unter Napoleon teilgenommen und überlebt. Aus Dankbarkeit hat er ein künstlerisch gestaltetes Blechbuch in der Pallinger Kirche hinterlassen. Auch zog der Veteran Peter Scheicher in den 1860er Jahren nach Traunstein. Joseph Enzinger, dessen Grabstein im Heimathaus in Traunstein aufbewahrt wird, zeugt von den Schlachten in Europa.

Zu den Gefallenen und bis Heute vermissten gehören hier:

Philipp Unterrainer von Obergschwendt bei Wagenau (*26.04.1786) starb 1812 in Smolensk, Rußland. Er gehörte zu den bayerischen Soldaten, die ab Wilna mit der großen Armee Napoleons Richtung Moskau ziehen musste.

Mathias Steinberger, Schnaitersohn am Riedl, starb am 21.11.1812 in Slawotky im Spital als Soldat des 4. Leichten Infanterie-Bataillon bei Napoleons Rußlandfeldzuges.

Franz Wurzer, Kramersohn von Obersiegsdorf (*03.04.1786), Josef Gottsmann von Oberheutau (*19.02.1787) sowie dessen Bruder Georg Gottsmann (*06.04.1790), Soldaten bei Napoleons Rußlandfelzuges, werden seit 1812 in Rußland vermisst.

Stadteile, Straßen u. Plätze Traunsteins und Ihre Geschichte

Ein besonderer Platz im alten Traunstein nimmt der Taubenmarkt ein. Hier hielten Taubenliebhaber und Züchter bis etwa ins Jahr 1908 allsonntäglich in der „Taubenbäckgasse“ ihre gefiederten Lieblinge feil. Dieser spezielle Marktbetrieb gab der historischen Gasse hinter den Schrannenplatz seinen heutigen Namen. Zum Brauch der „guten alten Zeit“ gehörte es, daß der Taubenbäck die meist sparsamen Taubenmarkt Besucher am Sonntag nach der Kirche mit seinen „Loabln“ bewirtete, die sie in eine Bratensoße tunken konnten, die der Meister als Lohn für das Braten der Schweins- Kalbs- und Gänsebraten in der Hitze seines Backofens im Einverständnis seiner Auftragsgeber, der benachbarten Gastwirte, abzweigen durfte. Das Haus des Taubenbäck (heute Bäckerei Kotter) ist im übrigen das Geburtshaus des hochverdienten „Umrittsdoktors“, Heimatforschers und Ehrenbürger Georg Schierghofer.

Am Guntramshügel (1947): Nach einem alten Flurnamen. Er scheint nicht von einem Personennamen abgeleitet zu sein, sondern von einem heute als Unkraut bezeichneten Kräutlein, das früher einmal als Heilpflanze gesucht wurde, dem Gundermann oder die Gundermannsrebe, auch Gundram oder Gundelrebe. In der Festlegung des „Burgfriedens 1606“ also der Stadtgrenzen mit Umland, wird vom Guntramhügel als dem „Gunderpichl“ gesprochen, also Gunder = die Heilpflanze und „Pichl“ = der Hügel. Wahrscheinlich gab es damals viel Gundermannsrebe zu pflücken.

Hallerwiese: nach dem Namen des Eigentümers benannt. 1931 wurde die Haller-Stallung zu einer Tierzuchthalle ausgebaut. 1955 wurde diese Stallung neu errichtet; es fanden auch hier die Tierzuchtmärkte statt, die Viehmärkte und Versteigerungen, bis 1974/75 die Chiemgauhalle mit Versteigerungshalle auf dem ehem. Großschedelanger errichtet wurde. Auf einem Teil der Hallerwiese, dem ehem. Werkstättengelände „Unterholzer-Anhänger“, befindet sich seit 1979 die neue Feuerwache.

Kniebos: heißt auch früher „Kniepaß“. Das Knie dieser uralten Zufahrt zum „Schrannenplatz“ (Stadtplatz), hier stand auch das Mauttor, verdankt wohl seinen Namen seiner ausgesprochenen Knieform. Das „Bos“ kann Paß, Engpaß bedeuten, ähnlich dem „Kniepaß“ (Steinpaß) zwischen Melleck und Lofer, der durch die Kämpfe zwischen Tirolern und Bayern (=Verbündete der Franzosen) 1805-09 geschichtliche Bedeutung gewann. – Andere Deutung: „Bos“ mundartlich boußen = bumsen und stoßen der Wagen, wenn sie über das Kopfsteinpflaster holperten.

Vor dem Mauttor am Kniebos entstand im frühen 17. Jh. Eine Vorstadtsiedlung, der Vorberg mit dem Mühlbach und dem Ledererbach. Dieser wurde bei der „Vordermühle“ vom Mühlbach abgeleitet und lieferte den Lederer und Färber, sowie den Gerbern, das Wasser. Der Ledererbach wurde 1949 für 13.900 DM (bei einem Stadtanteil von 1.200 DM) verrohrt.

Kolpingstraße: nach dem Gesellenvater Kolping. – Adolf Kolping. *1813 +1865. Deutscher kath. Priester. Aus dem von ihm in Köln 1849 gegründeten Gesellenverein entstanden die kath. Gesellenvereine, die sich der religiösen und fachlichen Erziehung des Handwerkerstandes annehmen.

Gasstraße: hieß früher Ettendorferstraße, wahrscheinlich noch früher Ettendorfer Feldweg. Verbreitert 1953. An dieser Straße lag das städtische Gaswerk: 1865 privat von Julius Enderlein als Gasfabrik erbaut, Ankauf durch die Stadt 1893, stillgelegt 1979 nach Einführung von Erdgas.

Hartwig-Peetz-Straße (1910): gilt dem einstigen Traunsteiner Rentamtmann Hartwig Peetz, von 1860-1882 in Traunstein, einem Ehrenbürger der Stadt Traunstein, der als Kulturhistoriker und Schriftsteller wertvolle Schriften aus der Geschichte des Chiemgaus herausgab. Die hervorragendsten sind: „Die Kiemseeklöster“ und „Volkswirtschaftliche Studien über die altbayer. Herzöge als Bergherren!. Er wurde von König Max II. und Ludwig II. ausgezeichnet und von Traunstein 1885 zu seinem 25-jährigen Dienst- und Dichterjubiläum mit einem Festschießen und 1910 mit der Errichtung eines Gedenksteines vor der Schießstätte Veitsgraben geehrt.

Salinenstraße (gewidmet 1897), wurde bis 1897 noch Kraglgasse genannt. Sie bildete die Hauptzufahrt für den Salz- u. späteren Holztransport mit Fuhrwerken zur Saline und dem dortigen salineneigenen Salzstadel mit den 2 Ecktürmen, erbaut ca. 1679, abgerissen 1857

Salzburgerstraße (gewidmet 1900), von der Heiliggeiststraße bis zum Salzburger Hof (damals Wochinger Gamm), verläuft Richtung Salzburg. Die frühere alte Salzstraße verlief stets auf dem Bergrücken im Norden, da der im Tale fließende Krummbach (Grumm-) (heute Grundbach genannt) früher die ganze Talsohle versumpft hatte.

Scheibenstraße; früher einmal auch Vorbergstraße genannt. Im Zuge der Verstaatlichung des gesamten Salzhandel und Salzfrachtverkehrs befahl Herzog Albrecht V. Traunsteins Bürgern 1568 den Bau eines großen Salzstadels vor dem oberen Tor mit einem bewohnbarem Torturm, der verschlossen werden konnte, dies war dann das äußere obere Tor. (Auf dem heutigen Maxplatz, Gedenktafel über dem Brothaus-Durchgang, die früher auf dem Salzstadel angebracht war). Dafür gewährte er der Stadt das Recht, von jedem durch Traunstein transportierten hölzernen Salzfaß, dessen Deckel ja eine „Scheibe“ bildete, einen Pfennig als Zoll einzuheben. Schon 1400 war der Stadt von Herzog Heinrich einmal ein Scheibenpfennig auf 3 Jahre verliehen worden. So wurde die Straße, durch die die Salzfuhrwerke kamen und ihren Scheibenpfennig am unteren äußeren Tor am Stadt- oder Mühlbach entrichten mußten, zur Scheibenstraße.

  • Breslauer Ring: gilt den Heimatvertiebenen aus Preuß.-Schlesien
  • Brunnwiese: seit alters her ein alter Flurname, dem auch ein Brunnen entsprach

Büchele-Stiege: frühere Fleischbanksteige. Stadtstiege nach Matthias Büchele, Benefiziat und Kapitular in Traunstein, *1815 +1879. Vom Kniebos (Messerschleifer-Liggl) führt nach Norden die uralte Stadtbergstiege zur Schützenstraße hinab. Verdienter Heimatforscher

Hallerstiege: die vom Durchgang des ehem. Kreiller-Sachs-Anwesen und dem Taubenmarkt in die „Wiese“ hinunterführt, ist nach einem Besitzer des Gasthofes „Zum Lamm“ (li. Vom Durchgang zum Taubenmarkt, 1959 zur Erweiterung des Geschäftes Kreiller umgebaut. Das alte Geschäft Kreiller, lag nur rechts vom Durchgang zum Taubenmarkt) namens H A L L E R. Es waren 2 Geschwister, die den Gasthof führten. Beim „Lamm“ war seit 1750 die 1. Poststelle der Taxis`schen Post untergebracht bis 1808. Der heutige Straßendurchgang zum Taubenmarkt bestand vor dem 3. Großbrand Traunsteins nicht. Hier stand ein Hausteil des Gasthofes, durch den man nur durchgehen konnte um zum Taubenmarkt zu gelangen.

Salzmaierstiege (gewidmet 1950), auch „Finstere Stiege“ genannt. Salzmaierstiege hieß sie schon seit Anfang der Saline 1619.

Sparzer Wetterleuten

Altar Sparzer Kircherl, Bild: Simon Schreiber

1659 beabsichtigte der Traunsteiner Salzmaier und Besitzer des Sparzer Gutshofes Johann Maurperger, auf seinem Grund und Boden ein Thürmlein aufzufiehrn und zwei geweichte Gloggen zur Abwendung des Hochgewiders dareinzuhengen. Das Wetterläuten war zur damaligen Zeit weit verbreitet. Das Erzbistum Salzburg hatte auch nichts Grundsätzliches dagegen einzuwenden, forderte Maurperger aber auf, anstelle des Betstuhls gleich eine richtige Kapelle zu bauen, alsdan die Darinhengung der Glöggl verwilliget werden sollte.

Der tat, wie ihm geheißen. Schon am 28. Dezember 1659 zelebrierte man die erste heilige Messe in einer schlichten Kapelle aus Holz. Die beiden Glocken hatten also ihren Platz gefunden und wurden auch in einem Inventar von 1673 aufgelistet: Zwei geweichte Glöggl im Thurm. Gut ein halbes Jahrhundert später, 1712-16, wurde das noch heute anzutreffende Gotteshaus errichtet, und – die nachfolgenden Ausführungen werden es zeigen – die Glocken wanderten von der Holzkapelle in den Neubau aus Stein. Die Inventare der Jahre 1858 und 1860 nennen jeweils 2 Glöcklein am Thurme, ohne ansonsten näher darauf einzugehen. Dieses holte Matthias Seeanner in seinem immer noch grundlegenden Standardwerk »Die Glocken der Erzdiözese München und Freising« nach: »Nk. [= Nebenkirche] Sparz. 2 Glocken (e-g), 224 und 127 Pfund wiegend, gegossen 1885 von Franz Oberascher in Reichenhall.«

Wusstest Du dass…

In der „Unteren Stadt“ Traunstein ein berühmter Opernsänger und Musiklehrer geboren wurde?

Franz Anton Spitzeder (*02.08.1735 Traunstein +19.06.1796 bei Salzburg) kam 1742 als Chorknabe ins Kloster St. Zeno bei Reichenhall und wurde später mit ca. 13 Jahren Kapellknabe im Salzburger Kapellhaus, wo er Instrumentalunterricht erhielt und die Lateinschule besuchte. 1751 wurde er wegen Stimmbruchs ausgemustert, 1754 setzte er sein Studium fort und wohnte währenddessen in der „Freysaufischen Behausung“ am Waagplatz Nr. 2 in Salzburg. Zwischen 1754-59 trat er als Tenor in Italien erfolgreich auf. Ab 01.01.1760 wird er als Hoftenorist in Salzburg eingestellt, dort war er als Gesang- und Klavierlehrer hoch angesehen, unterrichtete ab 1770 am Kapellhaus. Er war mit Vater Leopold Mozart und Sohn Wolfgang Amadeus Mozart sehr gut befreundet, letzteren gab er Unterricht und sang Mozarts frühere Opern. Bei den Theateraufführungen am Salzburger Hofe übernahm Spitzeder wegen seiner schönen stimme die tragenden Rollen, z. B. den „Don Polidore“ in Mozarts erster Opera buffa „La finta semplice“ die in Salzburg uraufgeführt wurde. In den Jahren 1769 – 1773 werden einige Briefe von Mozart und dessen Vater an seine Mutter und anderen geschrieben wo Franz Anton Spitzeder erwähnt wird. In einem schreibt Leopold Mozart aus Mailand am 10.11.1770 an seine Frau „…Herrn Spitzeder wünschen wir 1000 und 1000 Glück, aber keine Stubnvoll Kinder, weil es in Salzburg immer teurer wird. Wie heißt seine Frau? Kenne ich Sie? Ich glaube ja. …“ Franz Anton Spitzeder erlag einen Schlaganfall am 21.06.1796 und wurde am St.-Sebastian-Friedhof in Salzburg beerdigt.

Er ist Uropa der auch berühmten Adele Spitzeder, als Schauspielerin, Volkssängerin und Tänzerin wollte sie berühmt werden, doch in die Geschichtsbücher sollte sie als große Betrügerin eingehen, die mit ihrer Spitzeder’schen Privatbank (“Dachauer Bank”) und einem ausgeklügelten “Schneeballsystem” mehr als 30000 Leute um ihre Ersparnisse brachte.

Cafe Maxplatz

Etwas sehr besonderes, wahrscheinlich die einzig existierende Aufnahme – das Cafe Maxplatz in Traunstein. Hier eine Kurzfassung der Geschichte:

Der in geborene Senderowitsch Jakob Abraham mit Ehefrau Elka kamen als jüdische Flüchtlinge und aus dem KZ Ausschwitz befreite in Traunstein am 22. September 1945 an. Dort sesshaft in der Ludwigstraße bis sie am 09. Juni 1949 wieder Traunstein verließen.

Auch der in Polen geborene Rajcher Abraham mit Ehefrau Cesla, kamen am 03. Mai 1945 in Traunstein als Flüchtlinge und aus dem KZ Lublin befreite an. Ab 15. August 1945 waren sie am Stadtplatz 41 gemeldet, später noch am Trifftweg 4. Wann die Familie verzogen ist, ist unbekannt. Sie hatten zwei Kinder, eines in Traunstein geboren.

Am 5. November 1945 eröffneten die beiden ein Tauschgeschäft in dem Laden Maximilianplatz 10 und boten dort auch warmes sowie kaltes Buffet an.

Anhand des regen verkehrs auf dem Maxplatz, der als Umschlagsplatz galt, war im Erdgeschoss des Heimathauses (Vorgeschichtsraum) die sogenannte Wärmestube. Zur gleichen Zeit ersuchten Jakob und Abraham die Stadt Traunstein in diesen Raum ein Kaffee zu eröffnen. So kam es das nun die beiden Pächter Senderowitsch und Rajcher das Café Maxlatz am Samstag den 08. Dezember 1945 eröffneten. Die ca. 76,3 qm war eine monatliche Miete von 105 RM vereinbart, die Umkosten für den Umbau beliefen sich um 1400 RM, was die Stadt Traunstein aufbringen musste. Auch um das Inventar musste sich die Stadt kümmern.

Der Gesamtumsatz 1946 betrug 37.913,36 RM, der damalige Bierpreis für 0,25 L waren 0,25 RM.

Da es nur ein provisorisch eingerichtetes Café ist, wird es am 4. Juni 1947 eingestellt.

Bild leider unscharf, erkennbar aber ist der Zeitungsrobert als zweiter von Links. Im Cafe angestellt als Kellner.

Brief aus Tsingtau

Geschrieben vom Traunsteiner Franz Bernhard, der als Marinesoldat in Tsingtau stationiert war. Er brachte auch eine Schildkröte mit nachhause welche im Buch “Die Drachenschaukel” von Hans Prähofer.

Hier zum nachlesen:

Tsingtau den 5.5.1913

Liebste Eltern und Geschwister!

Meine Karte werdet ihr wohl inzwischen wohl erhalten haben. Nochmals besten Dank für den lb. (lieben) Brief von der Mutter und Otto, derselbe hat mich sehr gefreut. Habe heute ein Bild an Euch abgeschickt, aber als Drucksache geht deshalb mit Schiffspost, wird also schon mehrere Wochen Dauern bis ihr in Besitz desselben kommt, hoffentlich kommt er gut an und nich gebrochen, aber als Brief hätte es mich über einen Dollar gekostet, und soviel kostet nicht einmal das Bild selbst.

Schreibt mir bitte von jetzt ab wieder in die Kompagnie, die Adresse wißt ihr ja. Meine schöne Zeit ist nun, das halbe Jahr Kommando ist mit dem 1. Juni abgelaufen, schade! Stoch ein gutes halbes Jahr dann wieder ist wohl das meiste beim Komis gewirkt haben! Bin froh das ich wieder gesund bin. Wir haben immer sehr schönes Wetter und schon recht lange gehen wir fast alle Tage nur Stunden um zu Baden, aber immer erst Nachts, denn es darf uns niemand sehen, weil ohne Aufsicht. Marine auf offenen Meer nicht baden darf und das Baden ist mir noch immer mein liebster Sport.

Das nächste Jahr hoffe ich mich wieder im Chiemsee zu Baden! Schreibt mir bald wieder!

Viele herzliche Grüße an Euch alle

Euer Sohn und Bruder Franz

Auf Wiedersehen. 1914

Soldatenschicksal des Anton Hirschinger

Geschichte des Anton Hirschinger, 1909 in Regensburg geboren, im August 1939 seine Frau in Traunstein geheiratet, 1940 kam seine Tochter zur Welt. Der Krieg machte nur auch hier nicht halt und er fiel viel zu früh 1944 in Rußland. Hier habe ich mal nachgeforscht was in seinen letzten Tagen an der Front passierte. In den Bildern sind Einzelheiten beschrieben.

Erkennungsmarke: 1273-3/I.E.B. 199 (Infanteriersatzbataillon)

Truppenteile: Radf. Zug I.R. [Infanterieregiment] 689 Stb.s Kp. [Stabskompanie] b) 11./Gr.Rgt. 404 / Gr.Ers.u.Ausb.Btl. [Grenadier-Ersatz- und Ausbildungsbataillon] 352

A/ StabsKp. Gren.R. [Grenadierregiment] 689/Gren.E.Btl. [Grenadierersatzbataillon) 313 Arlon Luxemburg

Dienstgrad: Gefr. + OGefr. (Gefreiter, dann Obergefreiter)

Eingegangene Meldungen:

3.2.43 II 26.12.42 Res. Lz. [Reservelazarett] VII Warschau Lkb. H/2093 (s. 1.12.43)

Gr. Spl. Verl. Hirn v. Lz. Zug [Große Splitterverletzung Hirn, vom Lazarettzug)

04.07.17 IIA 12676 Dornburgauswertung E-H3/608/2, G-B90/242/4

3.2.43 II 6.1.43 Res.Lz. Bad Harzburg, Abt. Goebbels Heim, ….

1772 (1.1.12.42) Gr.Spl.Verl. a. Kopf [Große Splitter-Verletzung am Kopf], v. Lz.Zug

9/Ug 19.3.43 II 12.2.43 verl. z.w.B. R-Lz (verlegt zur weiteren Behandlung Reservelazarett) St. Ottilien /Obb (Oberbayern)

A/Stab 17.2.43 II 1.12.42 Chlemorow schwer verwundet: I.E.K. [Infanterieersatzkompanie]

abgeg. H.V.Pl. [abgegeben an Hauptverbandplatz] 246. I.D. [Infanteriedivision] v.L. 13

22.2.43 II 8.12.42 Krgs.Laz. 2-605 Orscha, Lkb 1401, Gr. Spl. li.

Schulter, v. Laz.Zug

5.3.43 II 18.12.42 wie vor – Verl. L.Zg.

” ” ” ” II 14.2.43 R.L. St. Ottilien, Lkb 1854 s. 1.12.42 Gra.

Spl.Verl. Stirne, v. R.L. Bad Harzburg

29.4.43 II 2.4.43 wie vor G.v.H. Gren.Ers.Btl. 313 Arlon/Belg.

+b. 23.8.44 I 28.4.44 500m nördl. Staroja Sselo gefallen!

I.G. [Infanteriegeschoss] Herz

Heldfrdhf. Groß Letzig Krs. Witebsk Grb.Nr. 6

13.2.45 I 13a/5818/44 Sterbef. beurk. am 17.1.45 beim St.Amt in München

unter Reg.N. 238 Reg.Nr.: -2220-

3.Mrz.1970 II Totmeldung Ref. VII – Band Nr. 80541 Seite Nr. 133

 die Position der russischen und deutschen Einheiten in der Nähe des Dorfes Staroje Sselo am 19.4.44 und am 29.4.44. Quelle: Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation
Ausschnitt des Frontverlaufs der Ostfront in Weißrussland vom 01. Mai 1944. Die markierte Stelle zeigt die Region Staroje-Sselo, etwa 500 Meter von der Stadt Witebsk. Dort ist am 28. April 1944 Anton Hirschinger in Kampfhandlung gefallen – begraben in einem Soldatenfriedhof bei Witebsk.
Hochzeit in Traunstein

Bewegende Geschichte aus Heiligkreuz Bergham

Bewegende Geschichte aus Heiligkreuz Bergham (Trostberg), mit Erlaubnis der Familienhistorie von Peter Georg Randlinger.

4 Brüder, alle gefallen/vermisst im Jahr 1943 in verschiedenen Teilen von Russland, der Vater überlebte bereits den 1. Weltkrieg als Kraftfahrer.

Matthäus Holzner, Uffz. In einem Inf.Rgt. *13.09.1920 + 31.08.1943 gefallen in Jelnja

Hans Holzner, Gefr. In einem Geb.Jäg.Rgt. *02.11.1921 +17.04.1943 vermisst während Angriff gegen Brückenkopfstellung südostwärts Noworossyak

Ludwig Holzner, Soldat in einem Geb.Jäg.Rgt. *26.02.1923 +27.10.1943 gefallen in Belozerka

Franz Holzner, Soldat in einem Pion.Batl. *04.04.1924 +30.03.1943 gefallen, bei Kiew von Partisanen überfallen (Franz soll unter den Unbekannten Soldaten in einem Massengrab auf einem Soldatenfriedhof in Kirowograd in der heutigen Ukraine ruhen.)

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